Ich habe Geld geerbt: 75.000 Euro

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Liebe Reisende,

es gibt – schon länger, aber heute habe ich große Lust, es mit euch zu teilen – spannende Neuigkeiten: Ich habe eine für mich echt große Menge Geld geerbt. Mir wurde ein Viertel des Erlöses vom Hausverkauf meiner Oma ausgezahlt, die ja Anfang des Jahres verstorben ist: 75.000,- Euro.

Die Kurzversion, wenn du nicht viel lesen möchtest: Ich möchte zu zwei Calls einladen, um gemeinsam zu bewegen, wie ein Teil des Geldes für Wandel eingesetzt werden kann – ich finde die Idee schön, damit eine Art soziales Experiment, einen Geldforschungsraum zu ermöglichen und freue mich über co-kreatives Ideen-Sammeln! Dazu lade ich ein am

27.11. und am 04.12. von etwa 19:00 bis 20:30 Uhr (du kannst auch nur zu einem kommen, auch wenn sie sich aufeinander beziehen werden).

Weitere Infos folgen, aber die Termine wollte ich schon mal nennen.

Die Langversion, wenn du mehr lesen möchtest über das Erbe, was es mit mir macht und wohin das Geld bisher geflossen ist, gibt es als Blogartikel auf meiner Webseite, da ich hier im Kanal keinen so langen Text posten möchte.

Von Herzen, ganz neu und doch die Alte,
eure Janne]


Langversion:

Tja, was macht es mit mir, auf einmal so viel Geld verfügbar zu haben? Das ist ein richtig spannendes Forschungsfeld. Ich teile mal drei Eindrücke von meinen Erfahrungen:

1. Es ist zwar irgendwie ein gutes Gefühl, zu wissen, dass in Notfällen Liquidität da ist, auf die ich sofort zugreifen kann. Aber wenn ich ehrlich bin – das wäre vorher auch so gewesen, da es Menschen in meinem Leben gibt, die mir mit Geld aushelfen würden und das auch schon getan haben. (Auch unser Fürsorgenetzwerk Matsutake e.V. ist ja zum Teil darauf ausgelegt, bedürfnisorientiert Geld hin- und herzuschieben.) Ansonsten finde ich sehr erstaunlich, wie wenig sich an meinem Sein in der Welt verändert hat, wie wenig „anders“ ich mich fühle, wie gelassen ich damit umgehe. Ich fühle mich weder sicherer noch reicher oder freier. Ja, ich konnte einige Schulden abbezahlen, etwas Geld für Notfälle zurücklegen und habe mir erlaubt, mit meinem Partner zusammen den Camper von meiner Schwester gebraucht zu übernehmen (was für ein Luxus, diese Möglichkeit …!). Im normalen Alltag jedoch gebe ich für nichts anderes Geld aus als vorher und habe auch sonst an meinem Leben nichts geändert. „Wenn ich erst mal reich bin, dann kann ich endlich aufhören zu arbeiten und machen, was ich will“ ist in mir scheinbar nicht aktiv – ich bemerke mal wieder sehr deutlich und bin dankbar, dass ich ein sehr sinnstiftendes und erfüllendes Leben führe. Und ich merke dadurch auch, dass Geld eben doch auf gewisse Art auch "nur" ein gesellschaftliche Geschichte ist, die wir uns erzählen. (Ich weiß, leicht zu sagen, wenn man "viel/genug" davon zu haben scheint und nicht existenziell darunter leidet - wie es unserem Gesellschaftssystem und weltweit leider den Strukturen innewohnt -, "zu wenig" davon zu haben. Mehr zum Thema Privilegbewusstsein unten.)

2. Auch spannend: Zwischendurch erlebe ich fast einen Anflug von Genervtheit, dass ich mir Zeit nehmen und mich darum kümmern „muss“, was mit diesem Geld passiert und wie ich es einsetzen möchte … :) Geld bedeutet eben auch Verantwortung – ob mensch das bewusst hat oder nicht, sie wahrnimmt oder nicht. Ich möchte definitiv bewusst damit umgehen!

3. Und: Wahnsinn – und auch schön –, wie schnell so Geld dann doch auch in die Welt fließt, wenn ich es nicht ängstlich festhalte. Immer wieder muss ich mich daran erinnern, wenn ich auf das schon deutlich leerer gewordene Konto schaue, dass das Geld nicht „weg“ ist und ich jetzt nicht „ärmer“ bin als vorher, sondern dass es investiert wurde, wirkt und alle Beteiligten sich reicher fühlen können – wenn auch nicht auf die gängige, gewinnmaximiert orientierte Weise. Aber dieser Glaubenssatz sitzt dann scheinbar doch noch irgendwo in mir: „Du musst es sparen, festhalten, anlegen, dir deine Existenz sichern! Sieh zu, wo du bleibst! Auf jeden Fall nicht zu viel abgeben!!!!“ Nein: Ich möchte weiter darauf vertrauen üben, dass ich gebe, was ich geben kann, und mir gegeben wird, wenn ich brauche.

Neben all diesen Erfahrungen gibt es auch ein krasses Privilegbewusstsein: Ich habe zufällig dieses Geld bekommen. Sehr viele andere Menschen werden niemals erben. Ich erlebe das nicht als "mein" Geld, sondern als Geld, das sich zufällig jetzt gerade bei mir befindet - und auch wieder von mir wegfließen wird. (Die mir absurd erscheinende Tatsache, dass unsere Ahnen Leid, Krieg, Hunger, krasse - bis heute kollektiv wirkende - Traumata erlebt, alles mit eigenen Händen wieder aufgebaut haben und ich davon jetzt finanziell profitiere, ist ein anderes Thema, das mich auch bewegt, für diesen Blogartikel aber jetzt zu groß ist.) Deswegen ist es mir ein Herzensanliegen, dieses Erbe – wie auch meine Lebenszeit, egal ob mit oder ohne Geld – unter anderem dafür einzusetzen, zur gesellschaftlich-ökologischen Transformation und dem Heilen von (kollektiven) Traumata, die ich mir wünsche, beizutragen. Das heißt auch, dass ich bewusst entschieden habe, nichts davon klassisch anzulegen: Ich möchte ein System, das auf Ausbeutung und Wachstum ausgelegt ist, nicht unterstützen – nein, auch nicht durch sogenannte nachhaltige Investments. Nach ein paar Geschenken, Abzahlungen, Rücklagen und dem Kauf des Campers sind jetzt noch etwa 35.000 Euro für Wandel verfügbar. Mehr findet ihr auf meiner Webseite am Küchentisch heraus, da gibt es eine Übersicht über das, was mit dem Geld schon geschehen ist und was noch angedacht ist.

Und ich habe da echt das Bedürfnis, da nicht nur alleine mit rumzuhantieren! :) Ich hätte Lust, einen Teil des Geldes für eine Art soziales Experiment zu verwenden mit Menschen, die da auch Lust drauf haben – erste Idee war zum Beispiel ein gemeinsamer Topf, in den anonym hereingelegt und herausgenommen werden kann. Und um das miteinander zu bewegen und Ideen einzusammeln, freue ich mich total, endlich mal wieder einladen zu dürfen zu zwei Online-Treffen, die Termine habe ich oben schon genannt. Die wunderbare Sabine wird mich als Co-Host unterstützen, und zum ersten Call kommt Charlotte dazu, um ein kleines Interview mit mir zu führen. Danke euch beiden! Weitere Infos folgen – ich wollte aber zumindest die Termine schon mal nennen. Du musst nicht bei beiden Calls teilnehmen, kannst auch nur bei einem dabei sein. Und auch wenn du gerade selber keine Ideen hast, aber dennoch neugierig bist, fühle dich eingeladen, beobachtend und bezeugend mit dabei zu sein!

Wenn sich zu dem Thema was in euch bewegt oder aktiviert, euch mein Umgang damit vielleicht sogar aktiviert oder aufwühlt, meldet euch gern bei mir. Das Thema (viel oder zu wenig) Geld ist eines der Themen, die echt krass emotional aufgeladen sind, individuell und kollektiv, für uns alle. Auch deswegen ist mir wichtig, transparent und klar damit unterwegs zu sein, mitzuteilen, statt zu schweigen. Also: Keine Scheu, all eure Resonanzen und Ideen in meine Richtung zu schicken. :)

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass zum Beispiel folgender Gedanke aufkommen kann: „Du bist ja jetzt reich, dann brauchst du doch keinen Hütenden-Kreis mehr, wieso sollte ich dir Geld schenken?“ Meine Hütenden habe ich schon abgeholt, da es mir wichtig sind, dass sie alle Informationen haben um gut entscheiden zu können, ob und wie viel sie beitragen möchten. Dabei habe ich auch erneut genau diesen Punkt aufgegriffen: Für mich geht es nicht und ging es nie darum, „möglichst viel Geld von Menschen einzusammeln, damit ich mir ein gutes Leben machen kann“. Für mich tragen die Hütenden – egal wie viel sie geben – zu meinem Wirken bei (das auf ein gutes Leben für alle Wesen ausgerichtet ist), sie schenken mir bedingungsloses Vertrauen und stärken mir damit den Rücken, um aus Überzeugung tun zu können, was ich für richtig halte, ohne ständig daran denken zu müssen, ob es sich „für mich lohnt“. Wir sind miteinander verbunden in dem gemeinsamen Weg Richtung Wandel, und der Kontakt zwischen uns, der dadurch entsteht, fühlt sich für uns alle bereichernd an.

Eine Hütende schreibt als Resonanz in unserer Signalgruppe: „Ich finde Deine Pläne gut, mit dem Geld Projekte zu unterstützen, die in eine neue Richtung weisen. Mit dem Geld, das ich von meinem Vater geerbt habe, habe ich es ähnlich gehalten und es war irgendwann bei mir auf dem Konto weg, wirkt aber hoffentlich dort segensreich, wo es hingeflossen ist. Von mir aus als Hütende wird alles so bleiben wie es ist.“ Ja - genau! Wie schön. Das berührt mich. (Danke, liebe Hütende, dass ich deine Resonanz hier teilen darf!)

Ich freu' mich, falls du – gerade jetzt, wo es so scheint, als „bräuchte“ ich dich nicht – vielleicht auch Lust verspürst, in diesen Kreis dazuzukommen, die Höhe des Betrags ist nicht entscheidend. Denn: Ja, ich brauche dich, uns, andere Menschen, unseren Kontakt, den gemeinsamen Weg! Alleine schaffe ich das nicht. Alleine schafft es niemand von uns – auch wenn wir uns das so gerne einreden. Aktuell tragen übrigens zehn Hütende mit insgesamt 165,- Euro bei (mit Beiträgen zwischen 3 und 20 Euro), die in meinen Wirkens-Topf fließen. Meld' dich gern bei Fragen oder wenn du dich dazu austauschen magst!

Bleibt neugierig,
eure Janne

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