Mein Entsetzen über die Welt ist groß

"Mein Entsetzen über die Welt ist groß.

Graue Betonwände. Verdichteter Boden. Asphalt und Müll. Moderne Architektur, so lieblos und kalt und kantig.

Eine volle Straßenbahn. Hauptbahnhof Mannheim. Es regnet. Die Menschen strömen durch die engen Bahnhofsgänge. Konsum rechts, Konsum links. Hier, kaufen Sie dieses konventionell hergestellte Käsebrötchen, von Kühen ohne Hörner, Kälbern ohne Mütter, Tieren ohne Frischluft und Bewegung. Hier, kaufen Sie diese Limo aus Plastikflaschen mit Orangen aus Monokulturen, da klebt Schweiß und Blut dran. Nein.

Am Bahnsteig weiß ich nichts mit mir und meiner Umgebung anzufangen. Es ist unwirtlich. Bahnhöfe sind nicht artgerecht für uns Menschen. 15 Minuten Wartezeit. Innerlich abschalten und Zeit überstehen. Vielleicht im Handy versinken, auf der Suche nach Kontakt.

Meine Hand verschwindet in der Jackentasche. Ich fühle harte kleine Körner. Ich taste. Drücke sie fest. Hafer. Es erinnert mich an mein Pferd. Eine weiche Nase. Eine schleckende lange Zunge. Ein herzliches Brummeln. Ein Bild von Ähren die im Wind wehen. Erdboden, der uns mit Ernte beschenkt.

Diese harten kleinen Körner geben mir ein Gefühl von Lebendigkeit, von Anbindung an meine Kreatürlichkeit. Haptisch und echt. Sie sind da, ich bin da. Mein Modus wechselt von taub zu spürend. Von starr zu weit und kreativ. Von gestresst zu genügsam. Es ist immer gut ein bisschen Hafer in der Tasche zu haben."

pferdetraining-francakersting.de

[Dieser Text gelangte über eine Ecke zu mir, landete direkt in den Tiefen meiner Seele und mit Erlaubnis von Franca darf ich ihn hier teilen, was sofort mein Impuls war. Danke für diese Worte, Franca!]

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