Hey ihr Lieben,
so, nachdem ich vorhin die Briefe an euch in die Post gegeben habe, mag ich euch noch eine abschließende Mail schicken. :)
Der Briefumschlag mit den Karten, der euch erreichen wird:
Ihr findet darin von Andreas extra für unsere zwei Geld-Calls gestaltete Freuda-Karten, und zwar "alte" (mit Zahlen/Währungszeichen) und "neue" (mit Schmetterling).
Warum habt ihr zwei verschiedene Varianten? Ein bisschen von Andreas aus einer Sprachnachricht zu seinem inneren Entwicklungsprozess: "Von dem lachenden Geld zu den Freudas war ein Sprung. Und dann [um die Zeit des Gestaltens der Karten für die Call-Teilnehmer*innen herum, Anm. von Janne] habe ich gemerkt, dass ich da doch noch an dem Euro-Zeichen oder an der Währung, an dem Geldbild hänge, weil ich ja Scheine imitiert habe. Und irgendwann waren auf einmal Schmetterlinge da. Bei den Schmetterlingen ist es so, dass die auch wandern können. Ich habe jetzt zum Beispiel jemandem drei Freuda-Schmetterlinge geschickt und die kann er dann einfach weiterschicken, sodass die Schmetterlinge voller Freude durchs Land wandern und vielleicht auch irgendwann wieder bei mir ankommen könnten. Also da ging es darum, sich im Grunde von dieser Währungsform, von dieser Bindung an Wert zu lösen und einfach in die reine Freude zu gehen. Freuda ist einfach der Begriff für Freude, die in uns ist und die leben will und sich mittlerweile durch Schmetterlinge ausdrückt, die einfach Freude verbreiten wollen. Die Menschen reagieren darauf - faszinierend! Viele schicken mir Fotos von der Stelle, wo die Freudas oder Schmetterlinge stehen oder hängen, sie berichten mir darüber. Sie gucken da drauf und freuen sich einfach. Das spannende ist eben dieser Sprung weg von der stofflichen, gegenständlichen Währungs-Wert-Geschichte hin zu der reinen puren Freude und dem Gaben-Prinzip: Wenn ich selbst in Freude bin und im Überfluss bin, dann kann ich frei geben und es wird mehr."
Ausrichtung der Calls/Verbindlichkeits- und Verbindungsbeitrag:
Spannend: Meine grundsätzliche Idee, andere Ideen für die Verwendung des Erbes zu finden, wurde nur am Rande berührt bei den beiden Calls, die wir hatten. Stattdessen hat der Verbindlichkeits-/Verbindungsbeitrag ziemlich viel ausgelöst und in Bewegung gebracht. Ich nehme also einmal mehr die Erfahrung mit, dass die Idee einer Ausrichtung nichts mit dem zu tun haben muss, was sich im gemeinsamen Raum dann zeigen möchte und "dran" ist :)
Das Forschen und all unsere verschiedenen Erfahrungen und Perspektiven auf den Verbindlichkeits-Beitrag, der sich am Ende zu einem Verbindungsbeitrag gewandelt hat, habe ich sehr genossen. Ich finde ihn weiterhin ein interessantes Tool, ich bin innerlich immer noch und wieder ganz neugierig, wie sich dieser Beitrag immer mehr als niederschwelliger, gemeinsamer und verbindender Schritt aufeinander zu gestalten kann.
Meine aktuellen Gedanken dazu:
eine Ebene des gemeinsam Hütens/Beteiligt-Seins: Für mich ist dieser Verbindungsbeitrag wie eine Erinnerung, dass das Angebot (in dem Fall die beiden Calls und alles drum herum) zwar "geschenkt" ist, aber insofern nicht "umsonst", als dass dass in diesem freien Schenken natürlich dennoch meine Bedürfnisse enthalten sind: Ich kann dann schenken, wenn andere mir schenken (nicht notwendigerweise genau die Menschen, die ich beschenke). Also bitte ich (kein Muss, es hat ja auch nicht jede*r etwas hineingelegt) um einen - auch symbolischen - Beitrag nach Wahl in den Verbindungstopf, um gemeinsam den Call und das Drumherum zu hüten. (Die Verbindung von Geld und Wertschätzung/Verbindlichkeit ist in unserer Gesellschaft leider strukturell verankert, auch wenn ich es mir anders wünschen würde - wenn ihr andere Tool-Ideen von gemeinsamem Hüten/Beteiligt-Sein habt, die nichts mit Geld zu tun haben, bitte her damit!)
Bedürfnisorientierte (Um)Verteilung: Nach dem gemeinsamen Call/Prozess können dann alle Beteiligten bedürfnisorientiert auf diesen gemeinsamen Topf zugreifen. Menschen können den hineingelegten Beitrag danach wieder rausnehmen oder auch mehr oder weniger, als sie reingelegt haben, oder noch zusätzlich etwas reinlegen; die Quelle(n) des Projektes (in dem Fall der beiden Calls Sabine und ich) kann auch was rausnehmen, wenn sie Bedarf hat. Da wäre natürlich sehr interessant, noch zu schauen, wie so ein Verteil-Prozess dann unkompliziert und transparent stattfinden kann, gerade bei Online-Sachen ...
Geld-Thema automatisch mit platzieren: Ich merke auch, dass ich es irgendwie sinnig und stimmig finde, durch dieses Tool des Verbindlichkeitsbeitrags ganz automatisch das Geld-Thema so in den Projekt-Prozess mit hineinzunehmen, denn das Thema läuft - so lange wir noch in einer Gesellschaft leben, die sich strukturell leider komplett auf Geld ausgerichtet hat - sowieso unterschwellig immer mit, ob ausgesprochen oder nicht ...
Der Verbindungsbeitrag hütet also für mich auf einer Ebene (nicht auf der einzigen!) die gemeinsamen Räume/Calls, gibt automatisch Geld-Bewusstsein und alle Fragen und Irritationen dazu einen Platz, und dient auch - wenn gewollt - einer bedürfnisorientierten Umverteilung.
(Übrigens hat nur ein Mensch seinen Beitrag wieder zurück entnommen und drei Menschen haben mir mitgeteilt, dass sie ihn nicht wieder entnehmen möchten. Der Rest, 265,- Euro, liegt jetzt in meinem Wirkens-Topf. Sonst hat sich niemand mit Bedürfnissen oder Resonanzen gemeldet.)
Das Reallabor GutAlaune (Link) schreibt aus ihren Forschungen rund um Geld:
"Wenn wir nicht über Geld und Bezahlung sprechen und bedürfnisorientierter mit Vermögen und Einkommen umgehen, reproduzieren wir in unseren Gruppen gesellschaftliche Machtverhältnisse. Geld ist entscheidend dafür, wer es sich leisten kann, sich unbezahlt zu engagieren, und wer auf Bezahlung angewiesen ist, um das zu tun, wofür wir uns einsetzen wollen. Dabei wird viel reproduktive und emotionale Arbeit nicht gesehen. (...) Geld ist immer wieder zu thematisieren, denn Bezahlung auszuschließen ist ein Verdrängungsmechanismus, mit dem emotionale Belastung und strukturelle Fragen vermieden werden." https://www.reallaborgutalaune.de/
Ich bleibe dran ... Gerne her mit euren Gedanken und Gefühlen dazu!
Eine Resonanz:
Hier gibt's ein paar Auszüge, die ich zitieren darf, von einem Menschen von euch, mit dem ich nach den Calls noch ein bisschen spannenden Mail-Austausch hatte - danke dafür!
"Als wir vier Kinder bei meiner Oma in Tunesien aufwuchsen, hatten wir es total schön. Es stimmt zwar, dass wir nur wenig bis gar kein Geld hatten, jedoch lebt das innere Gefühl in uns, dass wir einen wunderbaren Alltag ohne Geld und ohne Tauschlogik hatten. Wir gingen barfuß zum Strand und tobten dort im Meer. Machten die Gegend unsicher mit unseren Cousins und Cousinen. Die warme Sonne ist für uns alle einfach so da. Jeden Tag. Als unser Vater uns Kinder plötzlich nach Deutschland mitnahm, mussten wir feststellen, dass Menschen dafür Geld bezahlen, damit sie in einem Weiher schwimmen dürfen."
"Aus meiner heutigen Perspektive gibt es weder falsch noch richtig. Es gibt offensichtlich nur Erfahrungen, die wir machen. Was wir jedoch beginnen wahrzunehmen ist, was lebenszerstörend und was lebensdienlich ist. Und auch diese Wahrnehmung kann und darf unterschiedlich ausfallen."
"Geld ist für mich weder verbindend noch verbindlichkeitstauglich. Für mich und nach meinen Erfahrungen innerhalb der eigenen Familie ist Geld durchweg trennend und streitauslösend. Mein Vater streitet sich bis heute mit seinem älteren Bruder wegen Geld, das er ihm wohl weggnommen hätte. Deshalb sehe ich in der Tauschlogikfreiheit eine Gelegenheit für inneren Frieden. Ganz verstörend finde ich die Bezeichnung "Herzensbeitrag", weil dieses Wort bei manchen Menschen einen Schmerz im Herzen auslösen könnte, wenn sie kein Geld einzahlen (können)."
Und abschließend noch eine kleine Inspiration:
Ich hab Lust, euch noch auf das Büchlein "In Zukunft ohne Geld?" hinzuweisen, in dem ich die letzten paar Tage wieder herumgelesen habe und von dem ich inspiriert wurde.
Ich mag einen kleinen Ausschnitt von Gottfrieds Beitrag zitieren:
"Am Aufgang zum Essraum, ein zentraler Ort, an dem viele Besucher*innen vorbeikommen, sehe ich einen Prospektständer. Er ist gefüllt mit sicherlich 40 unterschiedlichen Faltblättern. Ich schaue sie mir genauer an. Mir fällt auf, dass fast alle Angebote von den Bewohner*innen der Gemeinschaft gemacht werden. Ganz offensichtlich haben sie keine gemeinsame Ökonomie. Jede*r versucht, sich hier einzeln zu verkaufen. Was mir auch noch auffällt, sind die Preise. Nicht die Höhe finde ich auffällig, sondern dass sich einige in Euro mit dem Zusatz "Energieausgleich" verkaufen. "Atem- und Körperarbeit mit (Name), eine Stunde 60 € Energieausgleich". Das finde ich schade - und verständlich. Schade deshalb, weil doch scheinbar das direkte Fordern von Geld mit Unwohlsein verbunden zu sein scheint. Ich vermute, es wäre allen lieber, es ginge ohne Geld. Ich glaube sogar, dass sie viele Behandlungen kostenlos durchführen. Trotzdem bleibt es ganz nah an der Praxis herkömmlicher Ökonomie. Sie koppeln eine Leistung an eine Gegenleistung, um an Geld zu kommen, und haben keinen Weg heraus gefunden. Ob sie überhaupt raus wollen, das weiß ich nicht. Dafür kenne ich sie zu wenig. Ich vermute es aber. Diese Problematik ist mir nicht unbekannt. Um Elemente der Geldlogik hinter sich lassen zu können, ist viel Wissen übe die Funktionsweise viel Bewusstsein über das eigene Handeln und über die Wirkung auf ein Miteinander nötig. Dieses Wissen ist wenig verbreitet. Für eine Veränderung - persönlich oder gesellschaftlich - reicht es auch nicht aus, dieses Wissen abzurufen, weil ein anderer Umgang mit Geld - oder ohne Geld - die Bereitschaft benötigt, sich auf ein anderes Denken, Fühlen, auf ein anderes Leben einzulassen."
Bleibt neugierig,
eure Janne
P.S.: Andreas hat mich in einen kleinen Geld-Kongress vermittelt (bei dem er in der Organisation Andrea zuarbeitet), wo ich Andrea ein Interview geben und wahrscheinlich einen kleinen Praxis-Raum hosten werde. Andreas und Dag sind auch als Interviewpartner dabei :) https://www.geldimwandel.com/