Heute ein wunderbarer Aufruf von Steffie für das Saatgut-Kollektiv saatje, extra an euch hier in diesem Wandelkanal formuliert - ich bin schon ins Support-Boot eingestiegen und teile ihre Bitte wahnsinnig gern hier!
"Hei,
ich bin Steffie und ich habe immer wieder versucht, das zu tun, was "normal" ist: "Arbeiten" gehen halt. Das hat eine Weile ganz gut geklappt - bis mir die Luft ausging.
Was war passiert? - Seit ich begreife, wie schlecht wir Menschen mit unserer Mutter Erde umgehen (also seit meiner frühen Jugend), habe ich den großen Wunsch, etwas beizutragen, diese Entwicklung doch noch zum Besseren zu wenden. Mein Steckenpferd ist die Landwirtschaft geworden und ich habe als Wissenschaftlerin im Bereich (konventioneller) Pflanzenbau gearbeitet. Das war kein guter Platz für mich - viel zu langsam geht es dort voran, um wirklich in eine Veränderung zu kommen.
Glücklicherweise ereilte mich eine Depression, die dafür sorgte, dass ich mich neu ordnete und ich sehr bald wusste: Eigentlich will ich nur Gärtnern.
Immer wenn das Wörtchen "eigentlich" auftaucht, weiß ich heute, da steckt was drin! Ohne sicheres monatliches Einkommen habe ich "einfach" angefangen. Über die letzten 4 Jahre ist daraus unser Saatgutkollektiv "saatje" gewachsen. Zusammen mit Lydia und Robert übe ich mich nun in der Vermehrung von Saatgut und wir beginnen gerade erst, wirklich bedrohte Sorten zu hüten. Bio natürlich, und darüber hinaus machen wir uns mit Techniken des regenerativen Landbaus vertraut.
Unsere Gärtnerei, dieser Ort tut so vielen gut: der Boden regeneriert sich; es siedeln sich Erdkröten, Ringelnattern, Eulen und Igel an (wir haben zwar Schnecken, aber kein Problem mit ihnen!); es kommen Menschen zum Helfen, die alt sind und Gesellschaft suchen oder die gerade keiner Erwerbsarbeit nachgehen und etwas Sinnstiftendes tun wollen. Wir drei Kollektivista dürfen an unseren sozialen Prozessen wachsen und Hierarchiefreiheit üben. Es fühlt sich einfach richtig an, für uns alle Saatgut von teils bedrohten Sorten zu produzieren und die Pflanzen an die Klimaveränderungen anzupassen. Meine Depression ist jedenfalls weggegärtnert 🙂
Klingt ganz so, als hätte ich alles, was ich brauche. Und es ist auch beinah so. Nur das Thema Geld drückt immer wieder. Kein sicheres Einkommen zu haben, stresst mich unglaublich (wie interessant). Und gerade weil ich zusammen mit meinem Partner zusammen mit vier Kindern lebe, braucht es hier und da mal doch mehr von diesem Geld. Ich bin super dankbar, dass es bisher so irgendwie ging (einfach, weil wir privilegiert sind, unsere Eltern uns unterstützen konnten und wir Rücklagen haben). Für mich ist es ein großes Glück, in meiner Tätigkeit zu gesunden, mich auszudrücken und zu entwickeln.
Es fällt mir schwer, ganz fremde Menschen um Unterstützung zu bitten und doch kam ich auf die Idee, als ein enger Freund mir einfach so 100 Euro monatlich gab, damit ich "saatje" in die Welt bringen kann. Für mich wäre es das Größte, wenn eine Gruppe von Menschen Lydias und meinen Lebensunterhalt sichern. So dass wir weiter machen können und das Geldthema nicht mehr so viel Zeit und Energie bindet, die wir eigentlich gern in unsere gärtnerische Tätigkeit stecken möchten (da war das Wörtchen "eigentlich" wieder). Und damit wir am Ende Saatgut wieder als echtes Gemeingut behandeln können und es einfach so verschenken können. Das wird schön!
Ich freue mich über Resonanzen, Ideen, Anregungen, Post und monatliche Spenden an unseren Trägerverein: www.saatje.de/support
Steffie
steffie@saatje.de